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Gut Abbenburg

"Wir leben hier so still, so ganz ohne Abwechslung und Vorfälle, daß ich eben nur Ihnen und Wenigen Andern schreiben kann, die es zufrieden sind wenn ich mich sel­ber gebe, wer Neuigkeiten erwartete, müste die Zeit bedauern, die über dem Lesen vergangen. _ Zwey On­cles, meine Mutter, und ich, für gewöhnlich – zwey oder dreymahl eine Tante zu Besuch – voila tout – was können sich da für große Begebenheiten entwickeln! – ich lebe hier wie in Rüschhaus und habe sogar auch mein altes schwarzes Kanapee, auf dem ich sitze oder liege (man kann es nennen wie man will) und schreibe, meine alten Lateiner, in denen ich vor dem Aufstehn lese, und mein Frühstück auf der Stube, wie ich es gewohnt bin, – draußen nebelts und regnets, seit 14 Tagen, so stört mich die Gegend nicht, und ich habe wirklich schon ein paarmahl in Gedanken nach meinem Küchenfensterchen gesucht, was aber freylich nicht zu finden war" (Annette von Droste-Hülshoff, 1839).

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"Ich habe ein nettes heitres Quartier, unter den Fenstern eine hübsche Blumenterasse mit Springbrunnen, und allerley reizende Plätz­chen in der nächsten Umgebung,_ z.B. gleich vor mir einen Eich­wald, mit großem Teiche und Insel darin, wo eine gewaltige Linde ihre Zweige fast auf den Boden senkt, und es sich auf den Sitzen gar anmuthig über dem Wasser träumen läßt,_ dann noch eine andre, etwas entferntere An­lage, die sehr gut unterhalten, aber von Nie­manden besucht wird, _ da wäre Alles unser Ei­gen, Baum­hallen, Sitze, das hübsche Zelt, blos für uns Zweye, um es nach Belieben mit den Bildern unsrer Liebsten zu bevölkern, oder zu einer Robinson-Einsamkeit zu machen,_ ich werde leider täg­lich mehr zur Fle­dermaus, zwi­schen Licht und Dämmerung, das ist meine rechte Zeit, und übrigens... ich möchte immer, wie ein trave­stir­ter Hamlet, sagen: "Träumen, träumen! viel­leicht auch _ Schla­fen!" in dem Letzteren bin ich aber viel mä­ßiger geworden; wie meine Nerven denn überall sich bedeutend stärken, oder viel­mehr, seit sie sich in die Ohren und Zähne verkrochen haben, das Uebrige freyer lassen." (Annette von Droste-Hülshoff, 1843)