Gut Abbenburg
"Wir leben hier so still, so ganz ohne Abwechslung und Vorfälle, daß ich eben nur Ihnen und Wenigen Andern schreiben kann, die es zufrieden sind wenn ich mich selber gebe, wer Neuigkeiten erwartete, müste die Zeit bedauern, die über dem Lesen vergangen. _ Zwey Oncles, meine Mutter, und ich, für gewöhnlich – zwey oder dreymahl eine Tante zu Besuch – voila tout – was können sich da für große Begebenheiten entwickeln! – ich lebe hier wie in Rüschhaus und habe sogar auch mein altes schwarzes Kanapee, auf dem ich sitze oder liege (man kann es nennen wie man will) und schreibe, meine alten Lateiner, in denen ich vor dem Aufstehn lese, und mein Frühstück auf der Stube, wie ich es gewohnt bin, – draußen nebelts und regnets, seit 14 Tagen, so stört mich die Gegend nicht, und ich habe wirklich schon ein paarmahl in Gedanken nach meinem Küchenfensterchen gesucht, was aber freylich nicht zu finden war" (Annette von Droste-Hülshoff, 1839).