Fürstenhäusle Meersburg
"Es ist ein großes Gartenhaus, liegt grade Jenny's Garten und Häuschen gegenüber, aber höher, und ist wenigstens noch einmahl so groß; – es heißt das Fürstenhäuschen, weil Einer der letzten Bischöfe es gebaut hat, um dort im Sommer die Nachmittage zuzubringen, sowohl der herrlichen Aussicht wegen, als auch weil er kränklich war und die Luft dort rein ist..."
(Annette von Droste-Hülshoff, 1844)
"Nun will ich Ihnen auch das Innre des Hauses beschreiben. Man geht mit einer hübsch geschweiften etwa acht Stufen hohen Steintreppe in den untern Stock, der nur das Paradezimmer und die Küche enthält, Ersteres ein Gemach von angenehmer Grüße, mit einem Erker, in den der Kanapee mit Tisch und einigen Stühlen hinlänglich Raum haben, und das übrige Zimmer unbeengt lassen, man sitzt dort wie in einem Glaskasten, ein Fenster im Rücken und zwey zu den Seiten, aber Besuchenden wird es himmlich scheinen, der Aussicht wegen, in dies Zimmer tritt man unmittelbar von der Treppe, – die Küche daneben (wo ich einen zweiten Eingang werde brechen lassen) ist klein, doch nicht bis zur Unbequemlichkeit, und es läßt sich mit wenigen Gulden einrichten, daß das Heerdfeuer zugleich den hübschen Kachelofen des Zimmers heizt, was im Winter sehr angenehm, und im Sommer durch Oeffnung der Fenster nach der jedesmaligen Schattenseite, und Ladenschließung der übrigen leicht zu paralisiren ist, da mein Kochheerd doch nicht allzu lange und stark brennen würde, und bey winterlichen Besuchen nothwendig nachgeheitzt werden müßte, – doch würde das Zimmer immer trocken, und eine gelinde Temperatur darin erhalten werden, die die Besuche gleich hinein zu führen erlaubte. Aus der Küche führt eine Wendelstiege und Fallthür in den oberen Stock, meine eigentliche Dachshöhle (oder Schwalbennest) – Alles mit Zierlichkeit gemacht, die Stiege hübsch gewunden, die Fallthür wie Getäfel geschnitzelt, und sich in die Wand fugend, so daß sie bei Tage nicht bemerkt, sondern für eine Verzierung gehalten wird; nachts, wenn sie geschlossen ist, paßt sie (mit der andern Seite) sehr genau in den Fußboden, und macht die kleine obere Entrée zu einem artigen Zimmerchen, wo im Hintergrunde, hinter anständigem weißem Vorhange das Kammerjungfernbett verborgen seyn, und diese auch in Sommertagen ihre Nätherey am Fenster beschicken kann, hieran stößt dann mein eigentliches Quartier, ein heizbares Wohnzimmer, etwa um ein Drittel größer wie Ihr Kabinetchen, und ein Schlafzimmerchen, grade groß genug für das Nöthige, Bett, Waschtisch, Schrank und noch einigen Raum zu freyer Bewegung. – Sagen Sie Selbst Elise, was bedarf ich mehr?"
(Annette von Droste-Hülshoff, 1844)
(Annette von Droste-Hülshoff, 1844)

(Annette von Droste-Hülshoff, 1844)