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Burg Hülshoff

Wir leben übrigens so still und angenehm für uns hin wie immer, Jenny mahlt recht viel, und macht die übrige Zeit feine Handarbeiten.... Ich selbst, habe diesen Winter nur sehr wenig thun dürfen, und habe deshalb auch bisweilen an der Langeweile laborirt, besonders, da wir es in diesem Winter mit der Lesebibliothek so unglücklich getroffen haben, ich hätte zwar auf keinen Fall in meiner jetzigen Lage selbst lesen dürfen, aber in den verflossenen Wintern, laß Mama doch jeden Abend ein paar Stunden vor... 
(Annette von Droste-Hülshoff, 1819).

HausHuelshoffvAvDHZeichnungAuf meiner Heimath Grunde
Da steht ein Zinnenbau,
Schaut finster in die Runde
Aus Wimpern schwer und grau,
An seiner Fenster Gittern
Wimmert des Kauzes Schrei,
Und drüber siehst du wittern
Den sonnentrunknen Weih.
(Annette von Droste-Hülshoff: Das erste Gedicht [Auszug])



Du Vaterhaus mit deinen Thürmen,
Vom stillen Weiher eingewiegt,
Wo ich in meines Lebens Stürmen
So oft erlegen und gesiegt, –
Ihr breiten laubgewölbten Hallen,
Die jung und fröhlich mich gesehn,
Wo ewig meine Seufzer wallen
Und meines Fußes Spuren stehn!
(Annette von Droste-Hülshoff: Grüße [Auszug])


Wie es mir hier geht? schon gut genug,
Ich stricke, schreibe, lese ein Buch,
Und jeden Abend muß ich erzählen,
Sollen die kleinen Rangen nicht todt mich quälen,
Sieben sind Ihrer an der Zahl,
Noch klein und wirrig allzumahl,
Doch da Jedes meines Blutes Zweig,
Muß ich contre coeur lieben das grüne Zeug,
Die Geschichten, bey Gott, sind ein langes Seil,
Gemacht zu tödten durch Langeweil',
Und ist dies meine gröste Pein,
Daß ich muß mein eigner Zuhörer seyn,
Das ist eine Buße für viele Jahr...
(Annette von Droste-Hülshoff, 1837)