Burg Hülshoff
(Annette von Droste-Hülshoff, 1819).

Da steht ein Zinnenbau,
Schaut finster in die Runde
Aus Wimpern schwer und grau,
An seiner Fenster Gittern
Wimmert des Kauzes Schrei,
Und drüber siehst du wittern
Den sonnentrunknen Weih.
(Annette von Droste-Hülshoff: Das erste Gedicht [Auszug])
Du Vaterhaus mit deinen Thürmen,
Vom stillen Weiher eingewiegt,
Wo ich in meines Lebens Stürmen
So oft erlegen und gesiegt, –
Ihr breiten laubgewölbten Hallen,
Die jung und fröhlich mich gesehn,
Wo ewig meine Seufzer wallen
Und meines Fußes Spuren stehn!
(Annette von Droste-Hülshoff: Grüße [Auszug])
Wie es mir hier geht? schon gut genug,
Ich stricke, schreibe, lese ein Buch,
Und jeden Abend muß ich erzählen,
Sollen die kleinen Rangen nicht todt mich quälen,
Sieben sind Ihrer an der Zahl,
Noch klein und wirrig allzumahl,
Doch da Jedes meines Blutes Zweig,
Muß ich contre coeur lieben das grüne Zeug,
Die Geschichten, bey Gott, sind ein langes Seil,
Gemacht zu tödten durch Langeweil',
Und ist dies meine gröste Pein,
Daß ich muß mein eigner Zuhörer seyn,
Das ist eine Buße für viele Jahr...
(Annette von Droste-Hülshoff, 1837)